Draußen am Meer braute sich ein gewaltiger Sturm zusammen. Hagelkörner fegten über das Hafenbecken aufs Festland zu. Die tosenden Wellen schwappten bereits über den Kai. Vom Kraken war weit und breit nichts zu sehen. Selbst an der Grenze zur Ewigkeit war an diesem Tag nichts los. Der Fallbaum stand offen und die Wachhütte schien verlassen.
Am Hafen bewegte sich eine geduckte Gestalt. Der Gestalt konnte man ansehen, dass sie gar nicht begeistert war, bei dem Sauwetter außerhalb der Feuchten Hütte zu sein. Neben einem der Lagerschuppen stellte sich die Gestalt unter und wartete.
Eine schwarze Wolke fegte die Nächste über den Himmel. Die Hagelkörner wurden immer größer, so dass sich die Gestalt noch weiter an den Schuppen drücken musste, um nicht erschlagen zu werden.
Plötzlich riss der Himmel auf und der Silberstreifen am Horizont war diesmal keine fliegende Tabakdose. Nein, es war ein Flachmann, der sich in der aufsteigenden Sonne spiegelte. Für einen kurzen Moment konnte man das Gesicht von Hagen von der Winde erkennen. Dann trank er einen Schluck aus dem Flachmann gegen die Kälte und einen gegen die Hagelkörner. Beim Absetzen blickte er aufs Meer hinaus und strich sich sein vom Wind zerzaustes Haar zurück. Sein Blick schien gefangengenommen worden zu sein, denn er stierte regelrecht aufs Wasser.
Über den tosenden Wellen konnte man tatsächlich graue Segel erkennen, die allem Anschein nach mit dem Wind eine eherne Schlacht auszutragen hatten. Hagen stand mittlerweile mit offenen Mund am Schuppen und starrte auf die nahenden Segel.
Es dauerte noch eine ganze Weile, bis man tatsächlich ein Schiff sehen konnte. Ein zufriedenes Lächeln huschte über Hagens Gesicht.
Der Sturm war mittlerweile in Richtung Secundum abgezogen und dann konnte man schon das Kommando: ‘Klar zum Ankern!’ hören.
‘Fallen Anker!’ wurde gerufen und schon konnte man es platschen hören. Die Albatros dominierte regelrecht im Hafenbecken, sie war annähernd doppelt so groß, wie die Seemöwe.
Hagen löste sich von dem Lagerschuppen und schlenderte zum Kai hinüber.
Der eher grobschlächtige erste Maat schrie: ‘Alle Mann an Deck!’
Die Mannschaft tummelte sich erschreckend geordnet und stand im Nu zum Appell bereit.
Die Lady Kapitän betrat das Deck und sie meinte eher beiläufig: ‘Herr Golz!’ und tippte sich dabei an den Hut. Sie stellte sich vor die Mannschaft und salutierte. Die Mannschaft salutierte ebenfalls und als sie die Hand runter nahm, erschallte ein markerschütterndes: ‘ARHUUUH!’
‘Alle 21 Mann an Deck!’ schrie der erste Maat und nahm als nächster die Hand runter. ‘Rührt euch!’ Sie strich sich über die ordenbesetzte Jacke und meinte dann: ‘Dann mal auf, Herr Golz! Lasst die Boote zu Wasser! Die Nachtschicht hat Landurlaub bis Schichtbeginn!’
Einige Hüte flogen hoch und die Mannschaft jubelte.
Umgehend ging geschäftiges Treiben an Deck los. Die ersten Boote wurden zu Wasser gelassen. Hagen von der Winde zog seinen Mantel zurecht. Er hatte einen Brief in der Hand.
Heute wollen wir das Ho’Uht näher beleuchten. Dieses große possierliche Tierchen ist auf Primum mittlerweile nahezu vom Aussterben bedroht. Dies ist völlig unverständlich, da es auf Primum im wahrsten Sinne des Wortes an der Spitze der Nahrungskette steht.
Der Metabolismus des Allesfressers ist einzigartig und zum Überleben in der widrigen Umwelt der ersten Insel gemacht. Wo um ihn herum nur Gift und Gefahr lauert, trotzt er allen Widrigkeiten. Grund dafür ist nicht nur seine körperliche Gewalt verantwortlich, sondern auch sein einzigartiger Stoffwechsel.
Das Ho’Uht ist das einzige Wesen, dass in der Lage ist bereits bei der Witterung sein Opfer zu verdauen. Das liegt unter anderem am hohen Anteil von Magensäure im Atem des Tieres. Das Sprichwort, dass man quasi schon tot sei, wenn man die leuchtenden Zähne des Tieres sieht, ist nicht ganz richtig. Eigentlich ist man schon im Begriff zu verwesen, wenn man den heißen Atem des Tieres in seinem Nacken spürt. Als zweite Verdauungshilfe hat das Ho’Uht den Zahnschleim, der ihm unentwegt aus dem Maul geifert. Hat es die Witterung aufgenommen, vermehrt sich die Produktion des Zahnschleimes exorbitant. Dieser einzigartige Zahnschleim oxidiert jede Plattenrüstung im Nu durch. Dies ist für das Überleben des Ho’Uht immens wichtig, weil sein weitergehender Verdauungstrakt Metalle nicht verarbeiten kann. Was die leuchtenden Zähne nicht zerbeißen können, wird in den Schlund hinunter gewürgt. Dazu ist noch anzumerken, dass die Zähne sogar Granit zerbeißen können. Die Zähne sind sein wichtigstes Werkzeug. Ohne sein Werkzeug ist das Ho’Uht nicht überlebensfähig.
Obwohl dies nicht zum Thema gehört, sei noch zu sagen, dass das Ho’Uht keine Augen hat. Bei älteren Exemplaren kann zwar die Anlage von Augen sichtbar sein, diese sind aber ohne Funktion. Dafür sind die Ohren ziemlich groß und können nicht nur extrem gut hören, sondern auch ähnlich wie die Fledermaus den Abstand von Hindernissen im Dunkeln wahrnehmen. Das Riechorgan im Schlund übernimmt den Rest. Somit kann das Ho’Uht nachts gänzlich ohne Augen auskommen, am Tage bemerkt man die Verwandschaft zum Maulwurf. Das Ho’Uht ist am Tage gänzlich blind und kann sich nur bedingt fortbewegen. Deshalb schläft es tagsüber und wird erst nachts aktiv.
Wieder zurück zum Thema. Die durch die leuchtenden Zähne vorgekaute Nahrung wird im oberen Drittel des Schlundes vom veganen Gaumensegel getrennt. Die pflanzlichen Bestandteile werden umgehend der Pansenspeicheldrüse zugeführt, wo die Gifte zur weiteren Verdauungsunterstützung gesammelt werden und dann schwallweise in die Galle weitergeleitet werden. Die restlichen pflanzlichen Bestandteile kommen in den Blättermagen, dort wird der Gärungsprozess eingeleitet. Danach werden die Fleisch- und / oder Steinanteile in der Nahrung von den Steinspeicheldrüsen weiter verwässert. Der Anteil von Magensäure ist hier bereits sehr groß.
Die Riechkiemen spüren die groben metallischen und nicht gänzlich oxidierten Gegenstände in der festen Nahrung auf und befördern diese umgehend mit einer metallenen Eruktation, auch eiserner Ructus genannt, wieder aus dem Körper. Ähnlich der Geschwindigkeit eines Ambrustbolzen kann ein eiserner Ructus eine Geschwindigkeit von 86 Knoten erreichen. Vorsicht vor fliegenden silbernen Tabakdosen! Der Silberstreifen am Horizont kann auf Primum gesundheitsschädlich sein! Mal angenommen, man würde mit der Auswurfgeschwindigkeit des eisernen Ructus eines mittelschweren Ho’Uht eine handelsübliche Fregatte antreiben können, würde das Schiff tatsächlich mit 86 Knoten fortbewegt werden? Nein, die Metallanteile des eisernen Ructus können bei dieser wahnsinnigen Geschwindigkeit auf Segel und Planken extrem schädigend einwirken. Auch ist eine handelsübliche Fregatte nicht dafür ausgelegt 86 Knoten überhaupt auszuhalten. Diese Theorie konnte bisher nicht bestätigt werden, da für eine Überprüfung ein lebendiges Exemplar erforderlich wäre. Bisher ist es nicht gelungen, eines der Tiere lebendig zu fangen, da diese sich eher weniger kooperativ zeigten.
Weiter geht es mit der mittlerweile metallfreien und pflanzenfreien Nahrung. Die Schlundzähne befördern die festen nicht metallischen Bestandteile weiter nach unten und zerkleinern die Nahrung weiter. Diese Schlundzähne leuchten nicht und haben auch keinen Zahnschleim. Der Nahrungsbrei gelangt nun in den Vormagen und wird mit Zuhilfenahme der Säurepocken weiter mit Magensäure bearbeitet. Der Schleusenmuskel lässt stoßweise Nahrungsanteile in den Zerkleinerungsmagen, auch Magen der Zerkleinerung genannt. Dort wird die Nahrung weiter zerkleinert. In der Synapsententakelschleuse kommen Inhalte aus dem Blättermagen und des Magens der Zerkleinerung erstmals wieder zusammen und werden im Magen der Sammlung gesammelt. Dies wird unter Kennern auch die Hochzeit genannt. Der Magen der Sammlung ist ein einzigartiges Organ. Hier werden feste noch unverdaute Bestandteile in den Zerkleinerungsmagen zurückgekäut, um dort erneut defragmentiert zu werden. Die nicht giftigen Pfanzenbestandteile aus dem Blättermagen sind für den Wiederkäuvorgang maßgeblich verantwortlich. Durch die austretenden Fäulnisgase aus dem Pflanzenbrei wird der Auftrieb der festen Bestandteile in den Magen der Zerkleinerung maßgeblich unterstützt.
Das Gemisch aus Stein-, Fleisch- und Pflanzenbrei wird vom Magen der Sammlung durch die Gärkammerfurche gepresst und dort werden die letzten Nährstoffe gewaltsam entzogen. Von dort wird das Gemisch in die Gärkammer weitergeleitet. In der Gärkammer wird Galle zugesetzt. Die Gallenflüssigkeit weist hier bereits einen hohen Giftanteil aus dem Pflanzenmaterial auf. Die Ausleitung des giftigen Gallerts in die Natronfurche geschieht langsam und schleichend, dort werden übrige Salze abgesondert und in dem hinteren Pansensalzsack gesammelt. Dies ist vor allem wichtig, wenn der Ho’Uht zuviel menschliche Nahrung zu sich nimmt. Dann werden vom Pansensalzsack wieder Salze zugeführt. Ohne ausreichend einheimische Nahrung würde das Ho’Uht elendiglich an der Diarrhö verenden. Deshalb wird eine Ansiedlung außerhalb von Primum nicht von Erfolg gekrönt sein.
Von der Natronfurche geht es in den Hauptpansen. Dort werden Gallen- und Nierensteine zugesetzt und damit wird die Hauptverdauung eingeleitet. Dies kann man in lauen Sommernächten sogar hören. Ein rollendes Geräusch was meist mit zufriedenen Grunzen des Tieres einhergeht.
Vom Hauptpansen wird der zerriebene Brei durch die kaudoventraler Blindsackfurche geleitet, dort werden die letzten festen Bestandteile im versteckten Blindsack eingelagert. Der versteckte Blindsack wird auch Panseninsel genannt. Den Gerüchten zur Folge, sollen dort schon Diamanten, Perlen oder andere Edelsteine gefunden worden sein. Ob diese über den Schlund beim Fressvorgang eingeführt wurden oder sich während des Verdauungsprozesses gebildet haben, konnte bisher nicht geklärt werden. Die meisten Diamanten waren nicht geschliffen, als sie gefunden wurden. Der Verbleib dieser Edelsteine ist leider unbekannt. Bei jüngeren Exemplaren ist der versteckte Blindsack meistens leer. Nach Aussonderung der letzten festen Bestandteile wird der Scheiß in den in den Kurzdarm auch ZweiFingerDarm gepresst. Nährstoffe werden hier nicht mehr entzogen.
In der Enddarmkammer kommt es zur Ausscheidung durch die Kontraktionsrosette und der Kot wird dann stoßweise ausgeschieden.
Dabei kann es zu heftigen Flatulenzen kommen. Unter den männlichen Ho’Uht werden ähnlich wie mein Menschen die Flatulenzen häufig als Kommunikationsmittel und zur Machtdemonstration gegenüber jungerer Artgenossen genutzt, dies bleibt aber beim weiblichen Geschlecht eher unverstanden.
Vom Ort des Geschehens, fundiert erforscht und bewiesen,
Zunächst sind alle grünen Pflanzen und alles was grün ist, giftig. Deshalb empfiehlt es sich, möglichst nur im Winter in den Wald zu gehen, weil dass ist weniger gefährlich, als im Frühling.
Neben den grünen Pflanzen sind viele Pilze auch extrem giftig. Vor allem alle Pilze die in der Reife ihre Sporen verbreiten. Pilze wachsen im Wald, geht also nicht in der Pilzzeit in den Wald.
Dann sollte man Nachts nicht in den Wald gehen, weil da das Ho’Uht einen bestimmt erwischt. Wenn man die leuchtenden Zähne des Monsters sieht, dann ist es meist schon zu spät, weil hat es erstmal Witterung aufgenommen, dann fühlt man sich so, als würde man schon vorverdaut werden.
Mit dem Ho’Uht einhergehen riesige braune Haufen, und seit dem das Hu’Uht aufgrund der Besiedelung mehr Nahrungsvielfalt hat, können es auch mal braune Schlieren sein. Die Ausscheidungen des Ho’Uht können durchaus gestaltliche und / oder geruchsmäßige Ausmaße annehmen, die für den Menschen eher gesundheitsschädlich wirken können. Es soll sich schon mal jemand an einem braunen Haufen den Zeh gebrochen haben und danach am Gestank erstickt sein. Aber dies konnte bisher nicht bestätigt werden.
Es sollen schon Wanderer von fliegenden silbernen Tabakdosen, die grundsätzlich nach dem Aufbölken des Ho’Uht auftreten können, schwer getroffen worden sein. Also Vorsicht vor dem Silberstreifen am Horizont, es könnte auch eine fliegende silberne Tabakdose sein und so eine kann auch mal ins Auge gehen, wenn man sich nicht duckt.
Als wären die Uth nicht schon schlimm genug, die Priesterinnen sind noch viel schlimmer. Der Wald ist nicht sicher, weil dort kann man die Uth vermehrt vorfinden. Am Besten versucht man ihnen nicht über den Weg zu laufen und wenn doch, dann sollte man immer etwas Gelbes dabei haben, was man ihnen schenken kann. Willige niemals in ein Duell mit einem UthKrieger ein.
Der Besitz von gelben Dingen ist schwierig. Die Uthpriesterinnen sind ganz scharf auf alles was gelb ist. Vor allem die Federn des Do’Iht (gelber Vogel) sind sehr beliebt und vermehrt im Wald zu finden. Gerüchte zur Folge sollen sie magisch sein. Und auch die gelben Eier des Gelben Vogels, der die meiste Zeit im Jahr braun zu sein scheint, sind überaus beliebt, aber wehe man beschädigt Eines. Die Rache der Uthpriesterin wird grausam sein.
Steine sind auch gefährlich, die sind vor allem auch im Wald anzutreffen. Wenn Uth in der Nähe sind, können Steine auch gerne mal fliegen oder rollen. Da sollte man besser nicht in die Quere kommen. Steine sind sehr gefährlich.
Oft werden ahnungslose Wanderer von sehr irreführenden Geräuschen kopulierender Uth in den Wald gelockt. Vorallem in der Nähe des Liebesbaumes empfiehlt es sich nicht irgendwelcher seltsamen Geräusche nachzugehen. Der Liebesbaum steht im Wald, also geht da nicht hin.
Gerüchte machen immer mehr die Runde, dass es angeblich einen kannibalistischen UthStamm geben soll. Bisher konnte nicht bestätigt werden, das Uth tatsächlich Menschenfleisch zu sich genommen haben, dies war bisher augenscheinlich nur dem Ho’Uht vorbehalten.
Grenze zur Ewigkeit liegt auch im Wald, also geht da besser nicht hin. Man kann immer noch nicht genau sagen, was die mit dir machen, wenn sie dich erwischen, also bleibt da weg.
Am Grenzstein zur Ewigkeit kann es im Winter immer mal wieder zu Gelbem Schnee kommen. Merke: Esst nie gelben Schnee im Wald! Auch nicht außerhalb vom Wald!
Der Hurenmörder soll sich immer noch im Wald herum treiben, nachdem bei einer langatmigen Gerichtsverhandlung nicht genau ergründet werden konnte, wer nun tatsächlich der Hurenmörder war, ist es möglich, dass der Hurenmörder immer noch durch die Wälder von Primum streift.
Der Nicht Dr. Lebertran soll Gerüchten zu Folge sich im Wald herumtreiben und seine eher unethischen Forschungen weiter betreiben.
Es soll einen Magier geben, der angeblich Portale auf Primum erschaffen hat. Keiner weiß wo sich diese Portale befinden. Aber oft ist es so, dass wenn einer in den Wald geht, er nicht zurückkommt. Da ist es doch naheliegend, dass es bestimmt die Portale sein müssen.
Geht nicht in den Wald, da gibt es nichts zu Saufen.
Und im Wald gibt es auch keine Huren, die gehen da nicht hin, weil sie Angst vor dem Hurenmörder haben, also warum dann nicht einfach in der Feuchten Hütte bleiben.
Aber in der Feuchten Hütte ist die Pandora und die ist ganz schön seltsam. Sie spricht manchmal in fremden Zungen und sagt einem komische Dinge, bei denen es einem die Eingeweide im Bauch herum dreht. Aber das ist kein Grund deswegen in den Wald zugehen.
Und der Hafen ist auch keine Option, weil im Hafenbecken wohnt ein Kraken und dieser Kraken soll nunmehr nur noch 19 Arme haben. Also 19 Gründe nicht ins Hafenbecken zu springen.
Aus der Abteilung Liebesbriefe - Briefe vom Festland - Die Antwort
Verehrtester Herr von der Winde,
gänzlich unerwartet erreichten mich Eure eloquenten Zeilen, die so warm und huldvoll waren, wie die Hände des Überbringers kalt und zittrig. Ich muss Euch gestehen, dass ich ob des Überbringers Zweifel an der Wahrhaftigkeit Eures Briefes hatte. Doch nun, da ich Eure, mit so leichter Feder verfassten Zeilen gewahr wurde und sie mein unschuldiges Herz bewegten, wie die Herbstwinde die reifen Ähren mit ihren ungestümen Pranken erschüttern, bin ich zutiefst ergriffen. Und so komme ich nun nicht umhin, mich des guten Vaters strengen Augen zu entziehen, um Eure Sehnsucht heimlich zu erwidern. So sollen diese Zeilen mein wahrhaftig Versprechen sein und möge eine Locke meines jungfräulichen Haupthaares Euch als mein ährenvolles Unterpfand dienen. Tragt es wohl an Eurem Herzen bis zu dem Tage meines 18. Ehrentages. Dies wird der Tag sein, an dem mein guter Vater mich freigibt und ich Euch endlich nahe sein darf und bis der sanfte Wind der Liebe Eure wallende Prachtmähne über meine unberührten Ähren streichen wird. Seid gewiss, dass ich in der Liebesnächte Kühlung eingedenk Eures stattlichen Antlitzes und der Gestalt gleich eines mächtigen Prätorianers mit all meinen Sinnen in sehnsüchtiger Erwartung begierig dahin schmelze. Hoffnungsvoll zähle ich die Tage, bis mein Weg mich wieder in den Hafen führt und euch zumindest aus der Ferne angesichtig werden darf. Wenn es die Wahrheit ist, dass Euch die Selbe fremde Fühlung umfängt und die Sehnsucht in Eurem heldenhaften Herzen fiebert, dann lasst mir ein Zeichen tiefer Treue und Eurer schwärenden Liebe zukommen. Dann will auch ich es an meinem vor Erregung bebenden Herzen tragen, bis ich endlich frei bin zu sein. So verbleibe ich nun hoffend und mit bangen Herzen auf ein Unterpfand von Euch, so wie das Licht die Motte in ihren Bann zieht, so hat mich eure überwältigende Mannhaftigkeit genauso gefangen, wie eure Kühnheit mir die Minne anzutragen.