Ein neuer Tag beginnt.
So allein mit der Besatzung und den Dämonen wie ich letzte Nacht dachte, war ich gar nicht. Die anderen Passagiere hatten wohl das selbe Pech wie ich, bei der Suche nach einer Unterkunft. So war die Seemöwe gut besucht als der neue Smutje seinen Dienst begann. Die letzten Tage gab es nur eingelegten Fisch, Brot und rohes Gemüse. Doch nun kochte Herbert Santa Maria für uns. Der Smutje stieg hier in Beerens Wacht zu und sein erstes Gericht für uns war ein Gröstl und eine Kiste Portwein. Ganz nach dem Geschmack von Kapitän Eik Skylarson und Hans P. Mies. Obwohl dieser eigentlich die ganze Zeit irgendetwas von Grog in Flaschen schwafelte. Weiß er denn nicht, dass man für Grog einen Rum in einen heißen Tee schütten muss? Egal ich als Apfelweinbauer machte meinen Reinfall von gestern zur Tugend und schenkte den Passagieren etwas von meiner Ware aus.
Der ein oder andere konnte gar nicht genug kriegen von meinem Apfelwein und da es heute über das westliche Arcuri-Mar geht und wir erst in 1-2 Tagen wieder Land in Sicht haben, werde ich sicher das eine oder andere Fass an die Besatzung und die Passagiere verkaufen können.
Der Schiffsjunge Hans hat wieder das Schwein auskommen lassen. Dieses soll auf halber Strecke als Festbraten herhalten. Doch momentan rennt es über Deck und er versucht es einzufangen. Es ist nicht das erste Mal, dass dieses Schwein nicht richtig angebunden war. Es hat sich auch schon mal an meinen Vorräten vergriffen und nun hat es wohl den Kuchen von Herbert Santa Maria gefressen, bevor es auf Deck ein Rodeo mit dem jungen Hans veranstaltete. Als Hans P. und Oberon ihm zu Hilfe eilen, ist es jedoch schnell vorbei mit dem Schweinsgalopp. Sicher verwahrt im Frachtraum wird das Schwein wieder angebunden und es kehrt wieder Ruhe ein auf Deck.
Ab Nachmittag stehe ich an der Reling und trage tiefe Demut in mir. Um uns herum ist nichts als Wasser. Soweit mein Auge reicht nichts als Wasser. Ich frage Hans P. woher er denn hier und jetzt weiß wo wir hinmüssen und ob wir auf dem richtigen Weg sind. Er lacht und meinte: „Jetzt? In diesem Moment? Gar nicht! Aber vor 3 Std. verließen wir die Küste auf dem richtigen Weg. Der Kompass und die Karten zeigen mir, dass wir den Kurs nicht verändert haben und die Sonne steht auch dort wo sie stehen soll.“ Dass mit der Sonne habe ich zwar nicht ganz verstanden, aber mir bleibt wohl nichts Anderes über, als ihm zu vertrauen.
Gedankenversunken höre ich auf einmal den Smutje aus der Kombüse Brüllen:
"Das gibt’s doch nicht! Ich habe das doch hier gerade hingestellt. Oh warte, wenn ich dieses kleine Schwein in die Finger bekomme, dann gibt es den Braten schon morgen!“
Da ruft der junge Hans: „Das Schwein war es nicht! Es ist hier angebunden und ich war die ganze Zeit bei ihm!“
Smutje: „Wer hat mir denn dann den fertig gebratenen Fisch vom Teller geklaut?“
Die Suche begann, doch es wollte keiner gewesen sein. Ebenso am nächsten Tag auf hoher See verschwand das ein oder andere.
Essen, Trinken, eine Decke, ein Kissen, ein Becher Portwein….
Kapitän Eik Skylarson beauftragte den jungen Hans das ganze Schiff zu durchsuchen, denn er hatte die Vermutung, dass wir einen blinden Passagier an Bord haben.
„Kein Hafen wird angesteuert bevor dieser nicht gefunden wurde.“
So sind wir schon den 3. Tag auf dem Busen der See.