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Tag 11Irgendwann muss ich doch eingenickt sein, geliebte Erika. So hab ich mich gestern gar nicht von dir verabschiedet. Aber zumindest...
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Ich bin Episteme und ich schreibe, was ich weiß. Aufruf und Nachricht an alle Episteme auf Tertium, der Insel des Herrschers und dem...
Das Gerücht des Tages: Hans zu Lande, zu Wasser und in der Luft ~*~ Anmeldeschluss: Conzahler nur mit Feldbett möglich! ...
Aufruf und Ladung
Hiermit verkündigt der Phönix des Südens für alle zu lesen und alle zu wissen es sei ein jeder geladen und aufgerufen beizuwohnen der feierlichen Verkündigung und erstmaligen Zurschaustellung der neuen Karte der Aufteilung der Lande von Tertium unter den siegreichen Häusern des Wettstreite zu Tertium.
Ein weißer Epistem und ein findiger Kartograph, jene welche die Karte vor Orte angefertigt haben werde, werde zur freundlichen Befragung bereitstehen um einen jeden Zweifel hinaus zu Räumen in die wohlfeinen Tiefen des Vergangenen.
Jene Verkündigung möge im zweiten Monat Secundum im Jahre VI zum Gasthof der Triileu am bekannten Hafen zu Tertium getan werden. Ein jeder sei geladen und willkommen, doch im Besonderen seien jene welche den siegreichen Häusern anhängen oder gar für sie stritten oder zum Höheren gar sie führten geladen und gewillkommigt.
Ich bin Episteme und ich schreibe, was ich weiß.
Aufruf und Nachricht an alle Episteme auf Tertium, der Insel des Herrschers und dem Phönixhandelsschiff "Waage"
Brüder und Schwestern in der Weisheit, ein gar schrecklicher Fluch hat uns getroffen. Selbst dem Weisesten unter unseren Gelehrten hat sich der Schleier der Verschleiernde der Unwissenheit noch nicht gelüftet und er wanderet weiter in ungewohnter geistiger Dunkelheit. So ergehet an einen jeden Episteme, der seit den Wettstreiten an einen der genannten Orte verweilte, der Aufruf sich in die Tiefen ihrer Erinnerung zu begeben und zu forschen, ob sie sich an einen Hinweis erinnern, ob des Aufenthaltsortes der Karte zu Tertium. Jene Karte um genau zu sein welche zeiget die Aufteilung der Lande unter den Siegern des Wettstreites des vergangenen Jahres.
Jener unserer Brüder, welcher beauftraget ward die Karte zu bewahren und zu befördern, proklamierte er sei ohne Erinnerung und ohne Karte doch mit schwummrigen Schädel noch vor Antritt der Reise mit dem Phönixhandelsschiff “Waage” erwachet. Ob der Richtigkeit dessen vermögen die Episteme keine Ansicht zu vertreten, so sei der arme jene Bruder von den Phönixen der Wahrheit in Gewahrsam genommen und zur Befragung verbracht ward.
Zur Erbringung seiner baldigen Rückkehr mag es von gesteigerter Wichtigkeit sein, dass jene Karte wieder erscheine. Und es mag noch weiter beitragen eine Erklärung, ob des Verschwindens jener Karte zu entdecken. Es sei versichert, dass ein jeder Hinweisende sowie das Hingewiesene von einem jeden Epistem mit höchster Vertraulichkeit behandelt werden möge. So wie die gesamte Angelegenheit in ihrer Gänze.
Ich bin Episteme und ich schrieb, was ich weiß.
Sonderausgabe zu den aktuellen Vorfällen | Sonderausgabe Secundum II im Jahr 5 des Wettstreits |
Die Breite Birte ist totHöchstofiziellster Berichte zur Unteren Suchung in der Sache der Verschwindung der guten braven breiten Birte Die gute breite Birte erlag vermutbar während der Nacht vom 19. auf den 20. Secundum einem Orkfisch. Die trefflichst brillierenden unteren Sucher erkamen zu jenem unausweichlich folgendem Schlusse, da die arme Birte am Piere erleget ward. Dies anzuzweifeln wäre närrisch, da dort eindeutigliche Blutspuren vorzufinden waren. Und es am nächsten Tage den gar grausigsten Fund der Leber, der Ihrigen, nur einen Steinwurf entfernet zu vermeldigen gab. Da Nautikern wie den unseren Gleichen, das jagende Verhalten des Orkfisches nur allzu bekannt isset, war es in diesem jene Falle ein leichtes das Geschehene aufzuklären. Es isset allgemein bekannt das der Orkfisch, der gemeine, oder auch Orcinus Trivius, des Öfteren allein zum Spaße dem anderen Fisch nachstellet und diesem die Leber entreißet und in keinem aller Fälle je eine Leber zu verspeisen gedachte. Es erscheinet zwar ungewöhnlich einen dieser schwarzweißen Geiseln der Fischheit so nah am Ufer zu finden, doch vermag der Kluge das mit dem Hunger des Winters leicht zu erklären, der sogar den Wolf in die Täler zu treiben vermag. Gez. Hagen von der Winde Hinweis der Redaktion Die Verschreibungen des Hagens von der Winde treffen weder die Meinung der Redaktion, noch die Handhabung mit dem geschriebenen Wort unserer unabhängigen und unerschütterlichen ersten Primumer Zeitung. Von Wortlaut und Satzbau nehmen wir aufs entschiedenste Abstand. |
Ermittlungen der Redaktion Nach unseren Ermittlungen wurde die Leber der Breiten Birte am Tag nach ihrem Verschwinden an den Strand gespült und wurde dann von einer Angestellten der Feuchten Hütte gefunden. Die Leber der Breiten Birte war enorm, was auch langjährigen Rauschmittelkonsum zurückzuführen ist. Die Breite Birte, die bekanntermaßen gerne mal ein Tränklein oder Mittelchen zu viel nahm, hatte Selbige immer in ihrer Tasche. Diese soll im Blute der Besitzerin am Pier gelegen haben. Nachdem die Ermittlungen in diesem Mordfall 'abgeschlossen' waren, ist die Tasche verschwunden und auch nicht wieder aufgetaucht. Nach Büschen kommen nun Orkfische, das ist völliger Humbug. Jeder weiß, dass wenn man eine Leber am Strand findet, dass der Vermisste von einem Wassergeist geholt worden ist, der auf Primum als Fräse bekannt ist. Die Fräse frisst nie die Leber. Auf dem Festland ist die Fräse auch als Bachpferd bekannt. Anfänglich gestaltet sich das Wesen als vierbeiniges Pferd, dass am Strand entlang läuft. Wenn man aufsitzt, kommt man nicht mehr vom Rücken des Tieres. Dies ist auf eine heißbegehrte klebrige Masse zurückzuführen, die das Wesen absondert. Das Tier verwandelt sich zu einem Fischwesen mit Pferdekopf und reißt einen mit in die Fluten. Dort wird man bis auf die Leber gänzlich verspeist. Die klebrige Maße soll sich selbst im Wasser nicht auflösen. Die Fräse ist deswegen auch vom Aussterben bedroht, weil die klebrige Maße auf dem Schwarzmarkt einige Gold einbringen soll. |
Der letzte Teil aus dem Tagebuch des ehrenwerten Dr. Nikodemus Golz 'Mein Weg führte mich sofort zur Reederei und ich wurde angeheuert als Forscher und Schiffsarzt. Meine Ausbildung auf der Albatros und die Zeit mit dir brachte meiner geschundenen Seele ein wenig Linderung. Und an deiner Seite an Deck zu stehen und endlich das Gefühl von Freiheit zu atmen, war das Größte für mich. Und selbst der Schiffsarzt konnte mir noch Einiges beibringen. Aber ehrlich mal die Lady Kapitän behandelte mich wie einen Schiffsjungen. Nicht dass sie nicht genug davon hätte. Ich fühlte mich entschieden zu alt dafür ein Schiffsjunge zu sein. Dafür bin ich nicht jahrelang durch die Scheiße und Kadaver gerobbt. Ich weiß Lehrjahre sind keine Herrenjahr und das Meer ist eine launige Hure. Und nichts für ungut, ich weiß wie sehr du sie schätzt, aber die Lady Kapitän ist eine ziemlich pingelige, zwidere Witwe und es wird Zeit, dass sie mal jemand ordentlich hernimmt. Und auch wenn meine Fantasie der Lady Kapitän betreffend sich überhaupt nicht gehört, hoffe ich inständig, dass du es ihr ordentlich besorgst. Ich hab gehört, dass alle ihre Söhne Kapitän werden und ein eigenes Schiff bekommen! Ein Tipp von deinem kleinen Bruder, der schon einen Jungen bei einem Adeligen unterjubeln konnte. Neben Deckschrubben und dem Schmut beim Rübenschälen helfen, musste ich wie du weißt auch dem Küper bei seiner Arbeit helfen. Der ist ein verschrobener Mann und er hatte viele Geheimnisse und mehr als eine Ladeliste. Es gab Kisten auf denen eher unsinnigerweise zweistellige Zahlen eingestanzt wurden. Obwohl die Laderäume der Albatros insgesamt nur 9 waren und die Zahlen in der Regel nur den Standort auf dem Schiff auswiesen. Was das zu bedeuten hatte, habe ich nicht herausbekommen können, aber vielleicht kannst du ja deine Nase in Kisten stecken, die dich nichts angehen. Nachdem ich alle Männer an Bord geimpft habe, kam eines Tages die Lady Kapitän zu mir, und klopfte mir anerkennend auf die Schulter und ich befürchte, sie hat sogar gelächelt. Es ist mir eisig den Rücken runter gelaufen und ich dachte schon, ich hätte meine Medizin gegen das Wechselfieber nicht regelmäßig genommen. Ihre Worte werde ich nie vergessen. ‘Wirkt das Wundermittel auch bei Frauen?’ Da ich mein Wundermittel bisher nicht an Frauen testen konnte und ich sie nicht als Versuchskarnickel missbrauchen wollte, blieb ihre Frage bisher unbeantwortet. Bei der letzten Fahrt der Albatros auf die zweite Insel der Macht, die wie du mir erzähltest, bisher nicht auf der Route der Albatros lag und nur wegen dem Hilferuf einer Einheimischen angesteuert wurde, um wiederum Passagiere und Material für einen Kriegszug dort hinzu schaffen, wurde mein Eid und mein Gewissen wieder hart auf die Probe gestellt. Passagiere waren auf der Albatros eher unüblich und störten nur dem strengen Ablauf an Bord, aber wem erzähle ich das. Beim Absetzen des letzten Materials auf die Insel kam es zu dem Zwischenfall, der mich das erste Mal meinen Eid als Arzt brechen ließ zugunsten der Reederei. Das Beiboot fuhr in einen schwarzen Schwamm und sank an Ort und Stelle. Auf Befehl der Lady Kapitän wurde der Anker eingeholt und das Feld der Seemöwe überlassen. Ich habe den Befehl der Lady Kapitän zunächst nicht verstanden. Aber der Wert der restlichen Ladung und des ganzen Schiffes und der restlichen Mannschaft war größer als der Wert eines Beibootes und ein paar einfacher Matrosen. Das ging gegen meine ethischen Grundsätze, ich Heuchler. Und doch legte ich meinen Eid ab und ich schwor die Menschen vor Leid und Krankheit zu bewahren und sie zwang mich untätig dabei zuzusehen, wie sie in den schwarzen Schwamm gezogen wurden. Dieser schwarze Schwamm, in welcher Schnelligkeit er zugeschlagen hatte, wenn man überhaupt davon reden konnte, dass ein eher gallertartiges Wesen zuschlagen kann, das würde ja voraussetzen, dass der schwarze Schwamm ein eigenes Bewusstsein hätte. Das wäre ja völlig unmöglich. Auf jeden Fall hat dieses schwarze Etwas das Beiboot in Windeseile zum Auflösen gebracht. So wie ein Stück Butter in der heißen Pfanne zerrinnt. Ich hoffte, wenn ich auf der Seemöwe sein werde, dann würde ich mehr darüber herausbekommen, aber nein der Kapitän Eik Skylarson hat zwar die Expedition geleitet, aber ohne einen fähigen Gelehrten. Es wurde nahezu nichts aufgeschrieben, nur wieviel Sold ausbezahlt wurde und wie viele Verluste bei der Hafenbesatzung zu beklagen waren. Ich schweife schon wieder ab. In der Geschichte, die ich noch nicht zu Ende erzählt habe, tue ich meinen Dienst als Schiffsarztgehilfe und habe das erste Mal Landurlaub in unserem Heimathafen Parei. Die Türme schienen uns zuzuwinken und ich war glücklicher denn je. Du und ich gemeinsam in der Stadt unserer Kindheit. Naja, wo du dich die ganze Zeit herumgetrieben hast, weiß ich bis heute nicht, aber deine Matrosen haben mich in ‘Das Seerohr’ geschleppt. Dort hatte ich strunzehackevoll was mit einer Hure, die Flotte Lotte hieß, glaube ich zumindest. Dort im Seerohr ist mir, das erste Mal dieser Lunarpriester aufgefallen. Ja, dieser Betbruder von der Grötzenhuberin. Der war auch bei dieser Hure. Dass dort ein Lunarpriester war, war ja nichts Ungewöhnliches! Lunar zu Ehr und noch einen Humpen Bier auf die Huren. Was eher mein Interesse geweckt hatte, dass sich auch mein Gönner in der Kaschemme herumgetrieben hat, er kam direkt nach mir aus der Kemenate der Flotten Lotte. Ich hatte mich gewaschen und kontrollierte aus alter Gewohnheit die Fischblasen. Ob er mich gesehen hat, hoffe ich mal nicht, aber es gab mir schon zu denken. Ich hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache und war auf den Schlag wieder nüchtern. Ich vermisste seit dem letzten Landgang ein Paar meiner Spritzen und ein paar Ampullen meiner Medizin. Ich schob es auf den Rausch, bestimmt hatte ich sie im Seerohr verloren. Die letzte Fahrt auf der Albatros schlug nun auch auf mein Gemüt und nun saßen wir beide stumm in der Offiziersmesse und tranken. Bis die Fahrt vorbei war und ich von Bord wankte. Ich verließ dich diesmal weniger reumütig, wie damals, aber es schmerzte doch. Hätte ich dir nur alles erzählt, dann würde ich mich jetzt besser fühlen. Ich wollte dich nie belügen und doch tat ich es. Ich wollte dir nichts verheimlichen und doch tat ich es. Ich hatte wieder Landurlaub und ich musste in der Reederei noch einigen Papierkram erledigen. Dort habe ich die Konstanze von der Winde wieder getroffen, dies war das zweite Mal in meinem Leben. Meine Fresse, die ist so unglaublich von sich eingenommen und noch genauso dumm wie früher. Sie ist jetzt in der Buchhaltung der Reederei beschäftigt und gibt sich gerne als die große Revisorin der Reederei aus. Aber eines habe ich schnell gelernt in der kurzen Zeit in der Reederei: wenn man auf eine Insel versetzt wird, hat man entweder einen fürchterlichen Arbeitsunfall gehabt, den die Reederei vertuschen wollte oder man hat ziemlich Dreck am Stecken oder die Reederei will einen loswerden. Und die Konstanze hat gleich eine ganze Rundreise aufs Aug gedrückt bekommen, sie soll die Brücher der Hafenmeister prüfen und sie soll die Bewerbungen für den Hafenmeister der Dritten Insel der Macht entgegennehmen. Ich habe den Vertrag für den Posten des Schiffarztes auf der Seemöwe unterschrieben. Einerseits war ich aufgeregt auf meinen neuen Posten. Auch wenn ich dich erstmal nicht wieder sehen würde. Weil die Seemöwe und die Albatros auf derselben Handelsrute fuhren und zwar immer gegenläufig. Es ist wie in einem Gedicht, das ich einmal gelesen habe. Egal. Es müsste schon mit Zufall, einem Wunder oder einem Unglück einhergehen, wenn wir uns vor dem dritten Wettstreit wieder sehen würden. Ich vermisse die Zeit mit dir die Nächte in der Messe zu sitzen und zu reden. Auch wenn die Jahre auf dem Meer dich sehr still fast schon melancholisch gemacht haben, habe ich mir bisher keine Gedanken darüber gemacht, ob du auch dein Packerl zu tragen hast und du deswegen so still warst. Verzeih mir meine Nachlässigkeit und mein vieles Gerede, wo ich dir doch nichts über mich erzählt habe, aber die Stille ist für mich unerträglich geworden. Mein stetiger Begleiter hält nämlich nie die Klappe. Keiner ist von Grundauf schlecht gelaunt und wortkarg. Es tut mir leid, wenn ich dir nicht die richtigen Fragen gestellt habe. Sei gewiss, egal was es ist, ich habe dir nichts nachzutragen und egal wie groß der Fleck auf deiner Seele ist, ich bin dein Bruder und ich liebe dich. Selbst auf der Albatros ging das Pfeifen in meinem Ohr nie ganz weg. Manchmal wurde es stärker und manchmal wurde es schwächer und erst an dem Tag an dem ich den Fuß das erste Mal auf die Seemöwe setzen würde, sollte das Geräusch aufhören. Kurz bevor ich an Bord der Seemöwe gegangen bin, kam es zu einer Begegnung am Hafen. Denn mein Gönner lief mir über den Weg und er forderte einen letzten Gefallen ein, den ich ihm angeblich schuldete. Er zog mich in eine alte Lagerhalle in der stapelweise Kisten mit zweistelligen Nummern gelagert wurden. Als Druckmittel bedrohte er dein Leben, was mich dazu brachte ein weiteres Mal einzuschlagen Was ich bisher über ihn in Erfahrung bringen konnte, er war ein angesehener Geschäftsmann und hatte viele Geschäfte, die nicht ganz so angesehen waren. Verkauf von seltenen Ingredienzien bis hin zu die ganze Palette. Er hatte viele Namen, aber einen werde ich nie vergessen, ich weiß jetzt wie es ist, wenn man die Dohle schreien hört, auch wenn ich nie in seiner Kemenate war und er mich außer mit dem Händedruck nie wirklich berührt hatte. Der Schrei der Dohle schallt die ganze Zeit in meinem Ohr, bis zu dem Moment, Ich war nur ein ganz kleines Rädchen in der Maschinerie des Verbrechens und glaube mir, ich wollte es dir nie erzählen, aber die Umstände zwingen mich dazu drastische Maßnahmen zu ergreifen. Was genau mein Auftrag war, werde ich hier nicht schreiben. Ich habe einen Beutel mit 24 Gold erhalten, um seine Ziele zu seiner Zufriedenheit auszuführen. Und ich solle meine Nase aus den Kisten lassen, die mich nichts angehen und Hände weg von Substanzen, die würden einen nur unnötig krank und elend machen. Ich ging an Bord der Seemöwe und wusste, dass mein Schicksal besiegelt war. Dieser Betbruder Konrad fiel mir auf, weil er erstens mit der Konstanze gekommen war und weil er überall seine Papiere liegen ließ. Er ist so durcheinander und zerstreut, ich hatte schon mehrmals die Befürchtung, dass er bei der Morgenmesse über Bord geht. Anfangs hatte ich noch gegrübelt woher ich ihn kenne und dann fiel mir der Abend im Goldenen Seerohr wieder ein und der Besuch bei der Flotten Lotte. Wenn das die Konstanze rausbekommt, die denkt ja auch, dass ihr Bruder Konrad ein keuscher Diener Lunars ist. Was sich alleine schon mit dem Glauben Lunars widerspricht, aber so ist eben die Konstanze. Aber schon bald wird auch sie merken, dass er sich bei der Hure angesteckt hat, oder er sie, so genau werden wir es nie erfahren. Bruder Konrad verteilt überall an Bord seine Notizen über die verschiedensten Götter und dabei ist mir die Abschrift von einem Exorzismus in die Hände gefallen. Der wie es scheint aus einem Tagebuch eines richtige Exorzisten abgeschrieben wurde, der wie aus dem Text ersichtlich einen jungen Ferdinand von einer Beseelung durch eine Kreatur befreit hat, die dem Jungen von einem Unmagus also Nekromanten Horatio angehext worden ist. Ich habe keinerlei Interesse an so einem Magiekram, aber einen Exorzismus kann jeder durchführen, der nur fest genug an die Sache glaubt. Rein wissenschaftlich gesehen würde ich es auf einen Versuch ankommen lassen. Wenn man aber nicht weiß was man tut, könnte so ein Exorzismus auch echt nach hinten losgehen. Ich habe ihn unwissender Weise abgeschrieben und lege ihn in den Einband, vielleicht kannst du ihn mal gebrauchen. Wie ich anfangs schon mal schrieb, Geister gibt es nicht, Mörder aber schon. Wobei nach der Begegnung im Wald, bin ich mir da nicht mehr so ganz sicher, ob es da nicht mehr gibt zwischen Lunar und Erde. Wenn ich mir nicht gerade Vorwürfe mache, dass ich dich hintergangen habe oder die Liebe meines Lebens durch meine Wissenschaft umgebracht habe, grüble ich fast jede Nacht darüber nach, was dieser Traum zu bedeuten hatte. Die kleine Verbrennung ist mittlerweile verheilt, wenn man nicht weiß, dass sie da war, weiß man es nicht, aber ich spüre sie jeden Tag in meinem Herzen und das Gefühl ist viel mächtiger als das Pfeifen zwischen meinen Ohren es je gewesen sein mag. Ich muss unweigerlich an unsere Eltern denken, wieso kann ich dir nicht sagen, aber das Gefühl in meiner Brust ähnelt dem Gefühl in Mutters Armen zu liegen, wenn sie einem gut zuredete oder tröstete. Ich vermisse sie und ich kann mich kaum mehr an sie erinnern, was unendlich schade ist. Wir sind endlich auf Primum angekommen, die kleine Seemöwe flutscht geradezu durch die Mündung des Hafenbeckens wie ein Fisch einem durch die Finger flutscht. Es ist sakrisch kalt. Ich habe mir einen Wollschal ums Gesicht gewickelt, damit ich mir nicht die Nase oder die Ohren abfriere. Ich kann am Kai ein paar Gestalten sehen, die eifrig winken. Unsere Ankunft muss das Ereignis des Tages sein hier draußen in der Einöde. Da stehen nur ein paar Baracken in Hafennähe. Wir kommen langsam näher, da ist ja der Hagen von der Winde, der alte Grattler. Der hat doch einen im Tee, hoffentlich fällt er nicht ins Hafenbecken, ich habe keine Lust jemanden zu beatmen, der schon mal an der Grötzenhuberin dran war. Jetzt wird mir übel. Da steht noch ein bärtiger Kerl mit einem gewaltigen Ranzen und einer drallen Hure im Arm, das muss dieser Ignaz Flötzinger und seine Frau Pandora sein. Sie sieht etwas verschlafen aus. Ich hatte mal einen Patienten gehabt, der war Schlafwandler, der hatte im scheinbar wachen Zustand ungefähr den selben Silberblick wie sie. Aber das könnte auch an Alkohol oder anderen Substanzen liegen, sie hat bestimmt viele Flecken auf ihrer Seele, die sie betäuben muss. Daneben steht eine enorm große Hure, die hat fast so ein breites Kreuz wie du, mir wäre sie ja zu groß… Und jetzt kommt es, da steht noch eine Hure. Eine Schwangere und rate mal wer sie ist. Die Flotte Lotte. Und wenn ich mir ihren Bauch so ansehe und meine Fingerrechnerei mich gerade nicht täuscht, könnte entweder ich, der Betbruder oder mein Gönner sie angebumst haben oder eine von den anderen Bastarden, die in der Zeit auch noch in ihrer Kemenate waren. Mal sehen, ob sie das Kind behalten will, meinen Abtreibungstrank bekommt sie auf keinen Fall, wenn nur die geringste Chance besteht, dass ich das Kind gezeugt habe, dann will ich das es lebt und dass es ihm gut geht. Besser als mir. Ich muss jetzt an Land gehen. Meine Zehen werden ich mir abfrieren. Die Schneedecke ist geschlossen, ich kann nur einen schmal Pfad sehen, der vom Hafen wegführt. Ich hab gehört, die haben keinen Arzt mehr auf Primum. Also werde ich die nächste Zeit nicht zum Schreiben kommen, weil ich wahrscheinlich alle Hände zu tun haben werde, mit Problemen die Huren so haben. Wie früher in der ‘Tanzenden Dohle’. Ich freu mich auf Tertium, oder wenn die Wellen uns gewogen, vielleicht sehen wir uns früher. Ich schrieb es schon, ich liebe dich mein Bruder und ich bin stolz dich meinen großen Bruder nennen zu dürfen. Du hast mich meinen Weg gehen lassen und fand ich doch zurück. Ich hoffe inständig, dass ich es auch ein zweites Mal vermag. Wir sehen uns auf Tertium. Dein dich ewig liebender Bruder Dr. Nikodemus Golz' |
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Flieder im WinterZum kommenden Volkstrauertag spendet die Redaktion in Ermangelung an echten Blüten ein paar bunte Papierblüten am Band. Eine Blüte für jede tote Seele. Soll der Volkstrauertag der Tag sein, wo wir unseren Lieben gedenken und uns an den guten Taten Derjenigen erfreuen, die von uns gegangen sind. |
Orakelspruch der Woche Ende gut, alles gut!? |
Der Primat berichtet weiter ungezwungen, unerschütterlich, unabhängig, unbestechlich und voller Trauer über die Geschehnisse auf Primum. Wir lesen uns in der Tertium Ausgabe |