Tag 14

Tag 14


TagebuchGuten Morgen, Sonne meines Herzens und Grund warum ich heute überhaupt aufstand. 

Es war alles nass und klamm. Die Wunden, die ich von dem Blutegelbefall erlitten hatte, hatten sich an einigen Stellen entzündet, meine Kleidung war klamm und ich fror. Im Schatten der Felsenklippe würde ich heute auch keinen Sonnenstrahl mehr abbekommen. 

Ich stand widerwillig auf und vernaschte die restlichen Heidelbeeren, auch wenn sie im Morast gebadet ganz schön scheiße schmeckten. Besser als nichts.

Ich lief zeitig los und hoffte einen Weg nach oben zu finden. Die Mapori hatten doch überall Treppen versteckt, warum auch nicht hier. 

Aber warum einfach wenn es auch umständlich geht. Ich hatte den Eindruck einen Weg über die Klippe gefunden zu haben und rannte unbedacht in ein morastiges Loch. Erst viel zu spät erkannte ich, dass sich in dem Morast auch Modder befinden musste. Der schillernde Schleim, war mir gar nicht aufgefallen, erst als ich ihn direkt vor Augen hatte, fiel mir dass schummrige Leuchten auf. 

Ich versuchte mich so schnell wie möglich aus dem Loch ziehen zu wollen und griff nach ein paar Ästen, die aus dem Morast ragten. 

Als sich die Zweige bewegten, machte ich mir zunächst keine Gedanken. Doch als der Kopf eines Busches aus dem Morast auftauchte, blieb mir fast das Herz stehen.

Erst dachte ich mir, was für ein Glück, dass er sich nicht bewegte, aber als ich über ihn hinweg geklettert war, konnte ich den Busch nicht bei dem Modder lassen. Vielleicht lebte er ja noch. 

Ich versuchte ihn also aus dem Dreck zu ziehen, doch er hatte sich wohl irgendwo verkeilt, also zog ich wie ein Stier an und es kam wie es kommen musste, ich flog mit samt dem Busch ein paar Meter und landete in einem kleinen Wasserloch. Was unser beider Glück war, das Wasser war nicht vom Modder befallen und wusch uns quasi wieder rein. Was ich nicht geahnt hatte, der Busch kam in dem Moment wieder zu sich, als das Wasser ihn vom Modder befreit hatte. 

Ich versuchte ihn so gut es ging zu beruhigen, aber was sagt man zu einem wildgewordenen Busch, der gar nicht reden konnte. 

'Ich kann dir helfen!' redete ich immer wieder auf ihn ein. Er hörte mich scheinbar nicht und versuchte auf mich loszugehen. Ich schwamm durch den Tümpel, um von dem Busch fortzukommen und er setzte mir nach. Auf der anderen Seite des Tümpels schaffte ich es äußerst behände an Land zu kommen und konnte den Busch abhängen. 

Er wurde auch immer langsamer und dann bemerkte ich, dass seine Gliedmaßen teilweise abgefressen waren. Ich wunderte mich um mich selbst, als ich ihm meine Hand hinhielt, um ihm aus dem Tümpel zu helfen. 

'Der Modder ist abgewaschen, er wird dich hoffentlich nicht weiter auffressen.' rief ich. 

Der Busch ließ sich doch tatsächlich von mir helfen und als wir beide völlig am Ende unserer Kräfte endlich an Land waren, konnten wir beide sehen, was der Modder diesmal angerichtet hatte. 

Die Beine des Busches waren halb abgefressen und einer seiner Arme lag nur noch in Fasern vor mir. 

'Ob wir dich wieder hinkriegen, kann ich dir nicht versprechen!' meinte ich und goss ihm mein letztes Wasser über den Arm. Doch zu retten war der Arm nicht mehr, aber ich wollte ihm die Hoffnung nicht ganz rauben. 

'Mit genug klarem Wasser kriegen wir das wieder hin und bei den Plantagen kann man uns bestimmt helfen! Meinst du, dass wir es bis dahin mit dir schaffen?'

Der Busch gab ein grunzendes Geräusch von sich und versuchte sich aufzustemmen. Er zeigte dabei in eine Richtung und ich sah einen kleinen Wasserfall.

'Ich lauf schon mal vor und hole frisches Wasser, lauf nicht weg, wir kriegen dich schon weder hin!'

Und sagen wir mal so, der Busch liegt nun neben mir und schnarcht. Ich wusste bis jetzt nicht, dass Büsche schnarchen können, aber er tut es. Aber solange er Geräusche von sich geben kann, wird er noch am Leben sein. 

Dann bin ich morgen mal gespannt, ob wir einen Weg nach oben finden. Aber ich denke der Busch kennt sich hier wesentlich besser aus als ich. 

Gute Nacht meine Schöne, ich vermisse dich.


Der Elmar, Buschretter von Secundum